Gäubote Herrenberg, Lokales – 20.03.2017
Herrenberg: Die 50. Auflage der Warentauschbörse lockt etwa 500 Menschen in die Mehrzweckhalle
Für Mensch und auch Tier gab es eine große Auswahl bei der Jubiläums-Warentauschbörse GB-Foto: Bäuerle
„Seit 1992 gibt es die Herrenberger Warentauschbörse“, freut sich die Organisatorin der Warentauschbörse Sigrid Schmidt. Die 50. Jubiläumsveranstaltung die größten Börse im Landkreis Böblingen in der Mehrzweckhalle zog wieder Hunderte von Besuchern an. Auf sieben langen Bierbank-Reihen gab es allerlei zu entdecken, vom Buch bis zum Brettspiel, vom Teller bis zur Lampe, von der Hose bis zum Kuscheltier.
Von Madeleine Krauth
Die Tauschbörse mit dem Motto „Gute Sachen loswerden, aussuchen, mitnehmen“ ist aus Herrenberg nicht mehr wegzudenken. 18 Helfer in orangenen Warnwesten nahmen zahlreiche Utensilien entgegen, packten sie aus, legten sie auf die Tische, sorgten für Ordnung und kümmerten sich um die Restposten. Einer von ihnen, der Jüngste, ist Justin Schimpf. Der 15-Jährige half beim Kaffee- und Kuchenverkauf. Mit dessen Erlös versucht die Initiative ihre Unkosten zu decken, schließlich müssen die Menschen nichts für ihre ausgesuchten Entdeckungen bezahlen, und das, obwohl der Verein für die Hallenmiete, die Tische und die Entsorgung der übriggebliebenen Reste finanziell aufkommen muss. „Es ist interessant, was die Leute bringen“, berichtet Justin. Ihm macht es Spaß, zu helfen: „Das ich hier helfen kann, ist toll. Dabei kann ich meine Zeit sinnvoll nutzen.“ Gemeinsam mit seiner Mutter hilft er seit fünf Jahren mit. Das Angebot des großen Tauschmarkts ist überwältigend, „pro Minute kommen zwei bis drei Leute“ und bringen ihre Sachen vorbei, erzählt der Helfer Alfred Frey, der die angelieferte Ware von Privathaushalten bis 11 Uhr auf ihre Tauglichkeit überprüfte. Seit zehn Jahren ist er fester Bestandteil des Teams, das zweimal im Jahr die Tauschbörse auf die Beine stellt. Er schätzt, dass zwischen „400 und 500 Leute“ Kleidung, Bücher und mehr mitbrachten. Am Ende bleibt nicht allzu viel übrig, was gut ist, da die Initiative die Restposten weiter an den Mann bringen oder entsorgen muss. Ganz begeistert ist Renate Müller, sie kam extra von Calw nach Herrenberg, nachdem sie durch ein Werbeplakat auf die Börse aufmerksam wurde: „Ich bin eine Leseratte und habe hier vier Heinrich- Böll-Romane gefunden.“ Das sei ihr absoluter Lieblingsautor. Den Warentausch findet sie einfach nur „super“, sagt die 76-Jährige. Genauso sieht es Estefania Thelen, seit Jahren bringe sie ihre Sachen zum Tauschen vorbei. Dieses Mal waren es Küchengeräte, eine Fahrradtasche und Bücher. „Es tut weh, etwas wegzuschmeißen“ was noch gut ist, berichtet Thelen. Das Konzept findet sie „genial“, vor allem die Arbeit der Ehrenamtlichen weiß sie zu schätzen. Glücklich ist sie darüber, dass all ihr Mitgebrachtes einen zufriedenen Abnehmer gefunden hat, und sie selbst hat sich schnell noch mintfarbene Eierbecher ausgesucht. Einige Sammelwütige stürzen sich regelrecht auf die neu angelieferten Waren und wühlen sich über die Tische, aber die Ordner greifen dabei ruhig und bestimmt durch. Sonst gebe es sicherlich einige Zankereien bei den Menschenmassen. Das man seinen ganzen Hausstand erweitern kann, beweist Kiese Makuka. Der 53-Jährige freut sich über gefundene Teller, Töpfe, eine Schlafzimmerlampe und CDs. Ganz besonders freut er sich allerdings für seinen neunjährigen Sohn. Diesem hat er ein buntes Kinderkeyboard mit lachenden Smilies ausgesucht. Der Herrenberger findet es „richtig schön“, so viel gefunden zu haben.
Die Helfer sind zufrieden
Die Börse mit dem „Besseren Müllkonzept – Vermeiden statt Verbrennen“, bei der im Schnitt etwa 800 Menschen vorbeikommen, ist ein voller Erfolg. Auch wenn etwa 15 Prozent an Ungewolltem und damit Kosten von Hunderten Euro am Verein zur Entsorgung hängenbleiben, sind die zufriedenen Menschen doch das Wichtigste. Die Familie Lamis aus Syrien, die erst seit kurzem in Herrenberg ist, freut sich an der Auswahl. Für solche zufriedenen Gesichter lohnt sich der hohe Arbeitsaufwand der vielen Helfer sicherlich, auch wenn sie gerne noch mehr Helfer hätten. „Davon kann man nie genug haben“, sagt Sigrid Schmidt überzeugt.